Schutzgebiete
Im ehemaligen Tagebaugebiet Delitzsch Südwest hat sich seit dessen Stilllegung und Sanierung eine bundesweit außergewöhnliche Vielfalt an seltenen und schützenswerten Arten, vor allem mit Blick auf die Vogelwelt entwickelt.
Das Gebiet wurde deshalb 2019 rechtskräftig zum Naturschutzgebiet ausgewiesen, was in Deutschland die strengste Schutzkategorie bedeutet. Nur sehr wenige Gebiete in unserer dicht besiedelten Landschaft sind für den Erhalt und Entwicklung der Natur vorgesehen. Zum Schutz der Artenvielfalt mit sehr vielen seltenen, teils vom Aussterben und sehr störungsanfälligen Arten gelten folgende Regeln im Naturschutzgebiet Werbeliner See:
Außerdem wurde das Gebiet mit umgebenden Agrarflächen bereits 2006 als europäisches Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) ausgewiesen. Das Vogelschutzgebiet wird als „Agrarraum und Bergbaufolgelandschaft bei Delitzsch“ bezeichnet und umfasst circa 6407 ha Fläche. Dabei schließt es bereits vorher bestehende Schutzgebiete, wie das NSG Spröde und Teilbereiche der Landschaftsschutzgebiete Leinetal sowie Loberaue ein.
Es ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
Vorrangig war das Vorkommen folgender Vogelarten für die Ausweisung als europäisches Vogelschutzgebiet von Bedeutung:
Baumfalke (Falco subbuteo), Blaukehlchen (Luscinia svecica), Brachpieper (Anthus campestris), Eisvogel (Alcedo atthis), Grauammer (Miliaria calandra), Kiebitz (Vanellus vanellus), Neuntöter (Lanius collurio), Ortolan (Emberiza hortulana), Raubwürger (Lanius excubitor), Rohrdommel (Botaurus stellaris), Rohrweihe (Circus aeruginosus), Rothalstaucher (Podiceps grisegena), Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Seeadler (Haliaeetus albicilla), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Wespenbussard (Pernis apivorus).
Naturschutzgebiet Werbeliner See
Das Tagebaurestloch Delitzsch-Südwest bildet hinsichtlich der biologischen Vielfalt den zentralen und bedeutsamsten Teil im Vogelschutzgebiet. Eine große- Struktur – und Lebensraumvielfalt kennzeichnet die neue Naturlandschaft und ist Resultat einer vergleichsweise geringfügigen bergbaulichen Sanierung. Vor allem die belassenen Abraumschüttrippen, die teils als Inseln aus den Seen herausragen, teils als großflächige Hügelkomplexe die Landschaft prägen, sind deutschlandweit einzigartig.
Seit der Freigabe des Gebietes durch den Bergbau hat sich jedoch eine intensive, teils illegale Freizeitnutzung etabliert, zum Teil mit drastischen Folgen.
Um jedoch die bundesweit bedeutsame Artenvielfalt langfristig zu erhalten und weiter zu entwickeln, gab es schon seit vielen Jahren Bestrebungen ein Naturschutzgebiet nach Bundesrecht auszuweisen. In 2016 gelang die einstweilige Sicherung und 2019 die rechtskräftige Ausweisung als Naturschutzgebiet Werbeliner See.
Bereits im Sanierungsrahmenplan für den Tagebau Delitzsch Südwest/Breitenfeld wurde festgelegt, dass dieses Gebiet vor allem für die Natur- und Landschaftsentwicklung vorgesehen ist, während der ehemalige Tagebau Breitenfeld – heute Schladitzer See – vornehmlich der Erholungs- und Freizeitnutzung dienen soll.
Totalreservat
Das Naturschutzgebiet Werbeliner umfasst als große Besonderheit ein circa 800 Hektar großes Totalreservat, wo die Natur sich ohne jegliche menschliche Eingriffe ungestört entwickeln darf und soll. Hier werden alle natürlichen Veränderungsprozesse zugelassen. Dazu gehören Abtragungen durch Erosion, Brandereignisse oder Ausbreitung nicht einheimischer Arten. Solche Gebiete sind wichtig und selten, um auf lange Sicht intakte und anpassungsfähige Ökosysteme zu entwickeln und auch zu verstehen. Wissenschaftliche Untersuchungen sollen den Entwicklungsverlauf begleiten.
Mit dem Totalreservat leistet das Schutzgebiet einen Beitrag für die „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“ der Bundesregierung. Diese hat zum Ziel bis 2020 auf mindestens 2 Prozent der Bundesfläche Wildnisgebiete zu etablieren.
Im Totalreservat gilt unter anderem ein Betretungs-, Befahrungs-, Nutzungs- und Jagdverbot. Ausgenommen sind von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigte wissenschaftliche Untersuchungen sowie Maßnahmen zur Verwaltung des Gebietes.
Schutzzone II
Auf den übrigen Flächen des Naturschutzgebietes Werbeliner See sind notwendige verkehrssichernde Maßnahmen, naturnahe Waldbewirtschaftung, extensive Beweidung, Grünlandmahd sowie Artenschutzmaßnahmen erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Maßnahmen dem Schutzziel des Gebietes dienen.
Zum Erhalt der Offenlandflächen betreibt zum Beispiel der Nabu Sachsen am Grabschützer See auf circa 50 Hektar Fläche ein extensives Beweidungsprojekt mit Schottischen Hochlandrindern.
Ziel ist es die extensive Beweidung zu erweitern und zusätzlich geeignete Wildpferderassen einzusetzen, um hartnäckigen Bewuchs kurz zu halten.
Zudem sollen Anwohner und Besucher diesen besonderen Naturraum erleben dürfen. Naturverträgliche Freizeitaktivitäten wie Radfahren oder Wandern sind außerhalb des Totalreservats erlaubt.
Angeln
Am Zwochauer See ist das Angeln in Teilbereichen erlaubt. Bitte informieren Sie sich in der Karte über die zeitlichen Beschränkungen.