Historie
Der heutige Delitzscher Raum wurde aufgrund der fruchtbaren Böden schon viele Jahrhunderte landwirtschaftlich intensiv genutzt. Der Sprödaer Wald blieb als nahezu einziger Waldrest in diesem Gebiet bestehen.
Tagebau
Bereits 1971 legte die DDR-Regierung den Aufschluss neuer Tagebaue fest und erklärte das Gebiet zwischen Delitzsch und Leipzig zum „Bergbauschutzgebiet“. In den betroffenen Ortschaften durfte nicht mehr saniert oder gebaut werden. Auch wurden Bestattungen auf den Friedhöfen verboten.
1975 wurde der Tagebau Delitzsch Südwest mit vorbereitenden Entwässerungsmaßnahmen in Betrieb genommen. Zwei Jahre später erfolgte der Aufschluss. Die Kohlegewinnung zur Versorgung der Bitterfelder Chemiebetriebe und einiger Kraftwerke startete 1980.
1982 begann der Aufschluss des Tagebaus Breitenfeld – heute Schladitzer See.
1981 wurde als erste Ortschaft Kattersnaundorf, 1985 Grabschütz und 1992 Werbelin überbaggert. Die Fläche der ehemaligen Ortschaft Werbelin wurde nicht mehr abgebaut. Ehemalige Dorfbewohner treffen sich seither jährlich und pflanzten eine Eiche am ehemaligen Dorfplatz.
Mit der deutschen Wiedervereinigung sank die Nachfrage nach Braunkohle rapide und 1993 wurde der Betrieb der Braunkohletagebaue Delitzsch-Südwest und Breitenfeld eingestellt.
Ursprünglich war bei einer Förderleistung von 8 – 10 Milionen Tonnen pro Jahr ein Betrieb bis 2005 vorgesehen
(Textquelle für den Abschnitt Tagebau: Broschüre „Mitteldeutsches Braunkohlenrevier – Wandlungen und Perspektiven“, Herausgeber: LMBV, 2013).
Bergbauliche Wiedernutzbarmachung – Sanierung des Tagebaus Delitzsch-Südwest
Bereits im Jahr der Stilllegung 1993 erfolgen erste Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen. Der 1999 in Kraft getretene Sanierungsrahmenplan definierte Sanierungsziele und künftige Landnutzungen.
Die imposanten Großgeräte wurden bis auf wenige Ausnahmen verschrottet. Als größte Herausforderung stellte sich die Sprengung der Abraumförderbrücke im Jahr 1996 heraus.
Konkret wurde die bergbauliche Wiedernutzbarmachung wie folgt durchgeführt:
- Weite Teile des Gebietes, für die keine offensichtlichen Gefahren mehr nachweisbar waren, wurden ohne weitere bergtechnische Maßnahmen sich selbst überlassen.
- Vorwiegend in den östlichen und westlichen Randbereichen des Tagebaues wurden die durch die bergbauliche Tätigkeit entstandenen Gefahrenpotentiale durch Böschungsabschrägungen und Planierungen nach technischem Kenntnisstand auf ein zulässiges Gefahrenpotential reduziert. Am Ostufer des Werbeliner Sees wurde durch Abflachung der steilen Abbaukante am gewachsenen Gelände Standsicherheit für mögliche Nachnutzungen hergestellt.
- Der Gefahr von Böschungsabbrüchen durch zuströmendes Grundwasser in der durch den Abbau der Braunkohle entstandenen großen Hohlform des (späteren) Werbeliner Sees wurde mit einer künstlichen Flutung von 1998 bis 2010 mit Flusswasser aus der Neuen Luppe bei Leipzig begegnet. 2006 war der vorgesehene Endwasserstand des Sees bereits zu 90 % erreicht. Zur Einhaltung des geplanten Endwasserstandes wurde mit dem „Brodauer Ableiter“ eine Anbindung des Sees an den Lober geschaffen.
- Im äußersten Süden und im Norden im Bereich der ehemaligen wurden die für die Rohstoffgewinnung benötigten technischen und baulichen Anlagen weitgehend zurückgebaut. Die sonstige betriebliche Infrastruktur (Wegenetz) wurde – soweit sinnvoll – für eine Nachnutzung hergerichtet.
(Textauszug aus der fachlichen Würdigung für das Naturschutzgebiet Werbeliner See, JANSEN 2019)
2006 erfolgte die Ausweisung als europäisches Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet), damit Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000.
2016 erfolgte die einstweilige Sicherung und im Mai 2019 die Ausweisung des Naturschutzgebietes Werbeliner See.