Im Bereich des ehemaligen Tagebaus ergeben verschiedene Lebensräume ein vielfältiges Landschaftsbild.
Im Bereich des ehemaligen Tagebaus ergeben verschiedene Lebensräume ein vielfältiges Landschaftsbild.
Die vom Menschen erschaffene Bergbaufolgelandschaft im Naturschutzgebiet Werbeliner See weist eine vielfältige Struktur- und Lebensraumvielfalt auf, die im Folgenden näher erläutert wird.
Der größte Flächenanteil im Gebiet wird von Gewässern bestimmt.
Der Werbeliner See, ist der größte (450ha) und tiefste (bis 38m) See des Schutzgebietes. Er wurde sowohl durch Grundwasseranstieg, als auch mit Wasser aus der extra umgeleiteten Neuen Luppe geflutet. Der westliche Teil des Sees ist durch die als Inseln herausragenden Abraumschüttrippen geprägt. Sie bieten Nistmöglichkeiten für zahlreiche Vogelarten und sind mitten im See für Räuber kaum erreichbar.
Der größte Teil des Sees besteht aber aus offenen Wasserflächen. Er bietet ausreichend pflanzliche und tierische Nahrung sowie einen sicheren Rückzugsort, weshalb er ganzjährig ein sehr bedeutsames Brut-, Rast- und Schlafgewässer darstellt. Massen verschiedenster Vogelarten rasten hier auf dem Durchzug, verbringen den Winter oder die Mauser (Gefiederwechsel).
Der Grabschützer See (129ha) weist eine sehr stark gegliederte Wasserfläche auf. Er besteht aus 2 verbundenen Teilseen und vielen kleinen Tümpeln. Unzählige Schüttrippen mit hunderten Buchten, kleine Steilhänge, im Wasser stehende abgestorbene Bäume und überhängende abwechslungsreiche Ufervegetation bieten ideale ufernahe Brutplätze. Dank der Unzugänglichkeit des Grabschützer Sees gibt es hier kaum Störungen durch menschliche Aktivitäten.
Der Zwochauer See ist der kleinste (12ha) der 3 Seen und weist keine Inseln auf. Der Uferbereich ist durch Schilf und Ufergehölze vor allem im südlichen Teil sehr strukturreich. Vermehrte Nutzungen und damit einhergehende Störungen haben dazu geführt, dass seltene Arten wie der Rothalstaucher nicht mehr im Zwochauer See brüten.
Zahlreiche Kleingewässer (insgesamt 4ha), die ganzjährige oder nur zeitweise mit Wasser gefüllt, tief oder flach, sonnig oder schattig sind, bieten weitere Lebensräume für viele Arten. Vor allem die flachen, gut besonnten und fischfreien Kleingewässer stellen wichtige Laichplätze für Amphibien dar.
Große Teile der Gewässer im Naturschutzgebiet sind von Röhricht umgeben. Dominierende Pflanzarten sind Schilfrohr, schmalblättriger sowie breitblättriger Rohrkolben.
Aus naturschutzfachlicher Sicht ist dieser Lebensraum von großer Bedeutung und beherbergt z.B. folgende Vogelarten: Rohrweihe, Teich-, Schilf- und Drosselrohrsänger, Große Rohrdommel, Blaukehlchen, Bartmeise, Rohrschwirl, Kranich
Auf nassen, wechselfeuchten Standorten oder an Hangwasseraustritten und Quellen haben sich Landröhrichte gebildet. Sie sind im Gegensatz zum Gewässerröhricht relativ lückig und beherbergen eine größere Vielfalt an Pflanzenarten und Wirbellosen. Die Vielfalt an Brutvogelarten ist jedoch geringer. Vor allem Rohrammer und Feldschwirl sind charakteristisch für diesen Lebensraum. Hinsichtlich der Pflanzenvielfalt sind auch Arten der Gras- und Krautfluren, der Frischwiesen und der Ruderalfluren vertreten. Nach und nach wandern zudem Pioniergehölze ein. Im Sukzessionsverlauf entwickeln sich Landröhrichte daher relativ schnell zu Feuchtgebüschen und Pionierwäldern.
In der Bergbaufolgelandschaft werden Flächen als Rohböden angesprochen, die weniger als 10 Prozent von Vegetation bedeckt sind. Sie stellen in der Sukzession einen künstlichen Primärzustand dar, der selten ist und natürlich zum Beispiel durch Hangrutsche, Vulkanausbrüche, Erdbeben oder ähnlichen Ereignissen entsteht. Rohböden sind von großen Temperaturunterschieden, schneller Austrocknung sowie starker Wind- und Wassererosion geprägt. Sie bieten spezialisierten, oft stark gefährdeten Pionierarten Lebensraum. Langfristig können sie kaum bestehen, nur bei sehr niedrigen pH-Werten und hohen Kohlegehalten. Auch im Naturschutzgebiet Werbeliner See ist ein Großteil dieser wertvollen Flächen bereits verschwunden. Einige Flächen wurden im Zuge der Tagebausanierung bepflanzt, andere haben sich im Sukzessionsverlauf zu Gras- und Krautfluren oder Verbuschungen entwickelt. Die größten noch bestehenden Rohbodenflächen liegen im nördlichen Teil – in den ehemaligen Tagesanlagen, am Ostufer des Werbeliner Sees sowie auf den Verkippungsflächen der MUEG GmbH.
Es besteht das Ziel einen Teil der Rohböden durch Pflegemaßnahmen zu erhalten.
Charakteristische Tierarten dieses Lebensraums sind unter anderem: Vögel: Brachpieper, Steinschmätzer, an Gewässern – Flussregenpfeifer, auf Inseln – Lachmöwe, Flussseeschwalbe, Steppen-, Mittelmeer- und Silbermöwe, Kiebitz
Amphibien: Knoblauch-, Kreuz- und Wechselkröte
Diese Kategorie kann sowohl artenarme als auch artenreiche Vegetationstypen umfassen. Die Artenzusammensetzung hängt vor allem von Standortfaktoren wie Nährstoff- und Wasserversorgung, dem pH-Wert und den „Lieferbiotopen“ der Tagebauumgebung ab. Gras- und Krautfluren werden auf kurz oder lang von Pionierwäldern abgelöst.
Im Naturschutzgebiet Werbeliner See wird zum Beispiel am Grabschützer See ein Teil der Flächen durch extensive Beweidung mit Hochlandrindern vom Nabu Sachsen erhalten. Weitere Flächen werden mit unterschiedlichen Eigentümern und Nutzern durch Mahd gepflegt.
In der heutigen intensiv genutzten Kulturlandschaft sind solche Lebensräume stark im Rückgang begriffen und daher gefährdet.
Charakteristische Vogelarten sind: Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Wiedehopf, Grauammer, Rebhuhn, Wachtel, Schafstelze, Feldlerche.
An vielen Stellen hat die Sukzession ihren Lauf genommen und einst offene oder angesäte Flächen sind heute mit Gehölzen und Gebüsch bestanden. Zu großen Teilen setzen sie sich aus Sanddorn, Pappel, Weide, Schlehe, Weißdorn, Robinie und anderen Gehölzen zusammen.
Charakteristische Vogelarten dieser Lebensräume sind: Sperbergrasmücke, Neuntöter, Raubwürger, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Gelbspötter, Bluthänfling, Grünfink, Goldammer, Grauammer,
Circa 11 Prozent der Fläche im Naturschutzgebiet wurden aufgeforstet. Die Aufforstungen liegen im gesamten Gebiet zerstreut und setzen sich aus heimischen sowie nichtheimischen Laub- und Nadelbäumen zusammen. Aufgrund ungünstiger Standortbedingungen gab es bereits größere Ausfälle, die bisher jedoch nachgepflanzt wurden.
Im Zuge der natürlichen Sukzession gewachsene Gehölze bilden bisher keinen geschlossenen Waldbestand.
Im Osten des Gebietes wurden zudem auf kleinen Flächen Einzelbäume und Streuobstwiesen gepflanzt. Auf kurz oder lang werden sich voraussichtlich alle Offenlandflächen, die nicht gemäht oder beweidet werden, zu Wald entwickeln.
Bisher fehlt es an Bäumen, die ausreichend stark für die Anlage von Bruthöhlen sind. Aus diesem Grund wurden und sollen weitere Nisthilfen für höhlenbewohnende Vogelartenangebracht werden.
Als baumbewohnende Vogelarten leben unter andrem bereits folgende Vertreter im Gebiet: Rot- und Schwarzmilan, Seeadler, Wespenbussard, Pirol, Amsel, Eichelhäher, Schwarzspecht, Wendehals, Grünspecht.
Circa 69 ha Ackerflächen liegen im Naturschutzgebiet, davon 65 ha im Nordwesten, auf den planierten Aushubmaterialien aus dem Tagebau Breitenfeld. Sie dienen vor allem als Rast und Nahrungsplätze für verschiedene Vogelarten.
Außerhalb des Naturschutzgebietes, aber im Bereich des Vogelschutzgebietes nahe Wiedemar lebten auf Ackerflächen die letzen sächsischen Hamster. Aufgrund der vergangenen 2 Dürresommer ist die aktuelle Situation der Hamstervorkommen unsicher und wird neu untersucht.