Ein kleiner, circa 8 Wochen alter Wolfswelpe wurde kürzlich im Naturschutzgebiet (NSG) Werbeliner See gesichtet. Peter Posch, ehrenamtlich im Wolfsmonitoring aktiv, hat das Tier an einem Samstagvormittag zufällig gesehen und heulen gehört. Mit sehr viel Glück gelangen ihm ein paar Fotoaufnahmen und damit der Nachweis, dass es in diesem Jahr Nachwuchs beim Delitzscher Wolfsrudel gibt.
Der neugierige Welpe hatte auf einer Erkundungstour vermutlich den Anschluss zum Rudel verloren und nach seinen Eltern und Geschwistern gerufen. Zum Glück war er so schlau, sich schnell wieder im Dickicht zu verstecken und ruhig zu verhalten. Denn es ist das Beste, wenn Mensch und Wolf ihrer eigenen Wege gehen. Wer zufällig Welpen entdeckt oder rufen hört, sollte sich zurückziehen. Durch das Rufen und Heulen finden die Rudelmitglieder wieder zueinander.
Wie wir Menschen und die meisten aller Säugetiere würden Wölfe bei Gefahr ihren Nachwuchs gegen andere Tiere verteidigen. Hundebesitzer sollten deshalb auch im eigenen Interesse die im NSG bestehende Leinenpflicht beachten, so Ulrich Fiedler, ebenfalls ehrenamtlich im Monitoring aktiv. Nimmt ein freilaufender Hund die Witterung auf und verfolgt den Welpen, kann ein Verteidigungsangriff des Rudels für den Hund tödlich enden. Ebenso sollten Besucher und „Gassigeher“ großen Respekt vor den unzähligen Wildschweinen haben, die hier leben.
Das Borstenvieh steht übrigens zusammen mit Rehen zu 97 Prozent auf dem Speiseplan des Delitzscher Rudels.
Die detaillierte Einsicht in den Speiseplan der hier ansässigen Wölfe ist der Arbeit der ehrenamtlichen Wolfsbeobachter zu verdanken. Peter Posch und Jan Schöne sammeln regelmäßig Wolfslosung, also den Kot, welcher von Wissenschaftlern des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz untersucht wird. Neben der Ernährungsweise können genetische Erkenntnisse gewonnen werden. Ulrich Fiedler und Jan Schöne betreuen außerdem Wildtierkameras, womit schon viele Aufnahmen der Wölfe entstanden sind. Im April 2018 ist Ulrich Fiedler der erste Nachweis mittels Fotofalle gelungen. Sicher nachgewiesen sind inzwischen drei bis vier erwachsene Wölfe und ein Welpe. Vermutlich ist das Rudel aber größer.
Jan Schöne hat außerdem mit der Kamera feststellen können, dass zwei Tiere an der Räude erkrankt sind. Ein Wolf ist fast kahl und es ist erstaunlich, dass er den harten Winter überstanden hat, so Schöne. Auch hier ist wieder Vorsicht für Hunde geboten, da die Hautkrankheit ansteckend ist.
Regelmäßig sind die 3 Ehrenamtler im Naturschutzgebiet unterwegs, zur Unterstützung des sächsischen Wolfsmonitorings und um Besucher über die Wölfe sowie zur außergewöhnlichen Artenfülle der Seenlandschaft zu informieren. Peter Posch ist seit über 7 Jahren im Wolfsmonitoring aktiv, zunächst in Schleswig-Holstein, später in Niedersachsen und schließlich in Sachsen. Jan Schöne kam über Erlebnisse in der Lausitz zum Wolf und Ulrich Fiedler engagiert sich schon lange und sehr intensiv für den Naturschutz in der Region. Er steht im engen Kontakt mit Einheimischen und Jägern, die schon vor 2018 erste Wölfe im Gebiet sichteten.
Alle drei Wolfsbeobachter sind gerne bereit Ihre Fragen zum Thema Wolf vor Ort zu beantworten, sollten sie Ihnen auf einem Spaziergang im NSG Werbeliner See begegnen.