Je höher die Temperaturen, desto mehr Besucher am Werbeliner See: Der Wunsch nach Erfrischung im kühlen Nass ist zwar verständlich, im Naturschutzgebiet (NSG) Werbeliner See aber völlig fehl am Platz. Darauf macht einmal mehr das Umweltamt des Landkreises Nordsachsen aufmerksam. Illegale Freizeitaktivitäten hätten dem Areal teilweise große Schäden zugefügt.
Am Werbeliner See wurden bisher mehr als 500 Tier- und 270 Pflanzenarten erfasst. Sehr seltene und streng geschützte Arten wie Rothalstaucher, Steinschmätzer, Kranich, Fischotter, Blaukehlchen, Beutelmeise und viele andere leben hier. Außerdem dient das Gebiet von Sommer bis Frühjahr als wichtiger Rastplatz für tausende Zugvögel.
„Das Naturschutzgebiet ist aufgrund der enormen Artenvielfalt in einer dicht besiedelten Region einzigartig, aber damit leider auch sehr störanfällig. Darum braucht es den Respekt und Abstand von uns Menschen“, appelliert Umweltdezernent Dr. Eckhard Rexroth. „So werden beispielsweise die unscheinbaren Eier der vielen seltenen Bodenbrüter übersehen und zertreten. Freilaufende Hunde und illegal Badende schrecken Brutvögel der Uferbereiche auf, die ihre Nester für immer im Stich lassen. Dabei reduzieren schon natürliche Faktoren und eingeschleppte Räuber wie Waschbär oder Mink den Nachwuchs der geschützten und teilweise vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Negative menschliche Einflüsse gefährden sie noch mehr.“
Aktivitäten wie Wandern, Naturbeobachtung und Radfahren sind im NSG Werbeliner See nur auf den vorhandenen befestigten Wegen erlaubt. Zum Baden oder Bootfahren wurde der benachbarte Schladitzer See ausgebaut. Derzeit informieren Mitarbeiter des Landratsamtes undehrenamtliche Helfer die Besucher über die Regeln im Naturschutzgebiet. „Dabei geht es nicht darum, Menschen fernzuhalten. Die reichhaltige Natur am Werbeliner See erlebbar zu machen, ist unser erklärtes Ziel – jedoch unter Wahrung der geltenden Regeln und mit Respekt sowohl vor der Natur als auch vor anderen Erholungssuchenden“, so Dr. Rexroth.