Wie schon im vergangenen Winter wurden auch in diesem auf ausgewählten Flächen des Naturschutzgebiets Werbeliner See Maßnahmen zur Entbuschung durchgeführt. Über vergangene Aktionen berichteten wir hier und hier. Diesmal wurden diese Maßnahmen nicht von uns mit zahlreichen Freiwilligen und mit viel Handarbeit durchgeführt, sondern es wurde durch den hier und Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e. V. ein Forstwirtschaftsunternehmen für die Arbeiten beauftragt. Dieses war mit schwerem Gerät im Einsatz, wodurch auf einer größeren Fläche wieder Offenland hergestellt werden konnte.
Das Schnittgut muss noch von der Fläche entfernt werden und darf nicht einfach dort liegen bleiben und verrotten. Dies hat den Hintergrund, dass bei uns im Naturschutzgebiet durch den Bergbau sehr magere Böden vorkommen, an welche viele seltene Pflanzen und Tiere angepasst sind und die dadurch großen Wert besitzen. Würde das Schnittgut liegen bleiben, zersetzt es sich und reichert den Boden mit Nährstoffen an. Diese Düngung sorgt dann aber dafür, dass dort eine andere Vegetation wächst und folglich auch andere Tiere vorkommen. Durch die moderne Landwirtschaft ist der Großteil der Böden ohnehin stark gedüngt, magere Standorte und ihre Bewohner sind selten geworden und müssen unbedingt erhalten bleiben. Die Menge des entfernten Gehölzaufwuchses war allerdings beachtlich und die Entfernung kostet leider viel Geld.
Doch wieso müssen solche Aktionen nochmal gemacht hat werden? Kann das die Natur nicht alleine?
Eigentlich schon: Bevor der Mensch hier als dominante Art die Landschaft geprägt hat, kam es durch verschiedene Prozesse immer wieder zu solchen mageren, offenen Standorten. Zum Beispiel gab es entlang großer Flüsse ausgiebige Sand- und Kiesflächen, welche periodisch überschwemmt wurden und dadurch freigehalten wurden. Durch die Begradigung der Flüsse passiert das nur noch sehr eingeschränkt. Ein weiterer großer Faktor war das Vorkommen an großen Pflanzenfressern. Früher streiften hier Herden an Wisenten, Wildpferden und Hirschen durch die Lande und auch der Auerochse kam noch vor. Diese Tiere drängten mit Verbiss Sträucher und Bäume zurück und schafften durch Tritt offene Bodenstellen. Dadurch kam es hier zu einer reich strukturierten Landschaft, in der Waldstücke, Flächen mit Sträuchern und offene Graslandschaften mosaikartig ineinander verschachtelt waren. Durch die Auskopplung dieser natürlichen Prozesse wachsen offene Flächen in der Regel aber einfach zu: Zuerst kommen Sträucher auf, werden immer dichter und schließlich wachsen Bäume und es entsteht dichter Wald. Deshalb muss heutzutage der natürliche Grundzustand imitiert werden, entweder durch extensive Mahd oder durch ebenso extensive Beweidung. Solche Maßnahmen werden daher oft in Naturschutzgebieten durchgeführt, um offene, natürliche Habitate erhalten zu können. Nur so können auch daran angepasste und heute selten gewordene Arten, wie zum Beispiel das Braunkehlchen, hier vorkommen.