Wer genau hinschaut beim Spazieren oder Radfahren durch das Naturschutzgebiet hat vielleicht schon einmal merkwürdig verwachsenen Grashalme oder gruselige Gespinste in den Sanddornbüschen erspäht. Das sind quasi die Wohnsiedlungen kleiner Sechs- oder Achtbeiner.
Die Spinne Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) ist nachtaktiv und verbringt tagsüber ihre Zeit in einem Ruhegespinst, welches sie sich in Grashalmen spinnt. Für den Eikokon werden zusätzlich auffällige hühnereigroße Gespinste im Hochsommer gebaut (siehe Foto). Darin schlüpfen drei bis fünf Wochen später die Jungspinnen, sie verbleiben dann noch bis zu drei Wochen in Ihrem Unterschlupf – bis sie sich das erste Mal gehäutet haben. Die ganze Zeit wird das Gespinst streng von der weiblichen Spinne überwacht, der männliche Part ist bereits – direkt nach der Begattung – gestorben.
Weniger makaber halten es die männlichen Bienen der Gattung Halictus, welche es sich in einer Schlafgemeinschaft zum Abend hin an einer Rispenflockenblume (Centaurea stoebe) gemütlich machen. Mit ca. 60 Artgenossen an dieser Blüte wird es zwar ganz schön eng, der Schutz den das Zusammenrotten bietet überwiegt aber dennoch.
Ein bisschen buschiger mögen es die Raupen des Goldafter-Falters (Euproctis chrysorrhoea) und sorgen durch ihre gespensterartigen Behausungen auch noch für den nötigen Gruselfaktor im Naturschutzgebiet. Die Weibchen des Falters legen ca. 200 Eier auf einen Haufen und bedecken ihn – nun gut getarnt – mit den Haaren ihres Hinterleibes zum Schutz vor Fraßfeinden. Nach dem Schlüpfen weben sich die Raupen in das filzige Gespinst. Da sie auch gerne mal Obstbäume kahlfressen, werden sie anderenorts auch als Schädlinge angesehen. Wir haben uns über den Fund gefreut, da der Falter eine im Gebiet neu nachgewiesene Art ist und somit die 96. Schmetterlingsart im Naturschutzgebiet Werbeliner See.